Gastbeitrag

#WehrDich

Mein Aufruf an alle Betroffenen von sexueller/ häuslicher oder jeder anderen Form von Gewalt.
Wir sind so viele und zusammen sind wir stark. Ich bin Maren, 26 Jahre alt und lebe seit einiger Zeit in Wien. Ursprünglich komme ich aus Deutschland.
Dort wurde ich, während meiner Kindheit und Jugend, ca. 16 Jahre lang sexuell missbraucht. Die Täter stammen aus dem familiären und bekannten Umfeld –
wie so oft. Die Strukturen sind meistens dieselben, einfach weil sie funktionieren. Der Haupttäter bei mir war mein Großvater. Rassist, hochrangiger Polizeichef mit gutem Ruf, cholerisch und sadistisch. Als es zur Anzeige durch meine Mutter (auch Betroffene) und mich kam, wurde er nicht einmal befragt.
Dass eine angezeigte Gewalttat, gerade bei sexueller Gewalt, nicht zur Verurteilung führt, ist leider kein Einzelfall. Doch warum ist das so?
Ich empfinde es so, dass von staatlicher/ politischer Seite her, immer noch mehr Täterschutz als Opferschutz herrscht.
Deswegen liegt es erstmal an uns selbst, uns zu wehren.
Aufzustehen, laut zu sein, uns zu zeigen und uns gegenseitig zu helfen. Wir wehren uns aber nicht durch Gewalt oder Rache-Aktionen, nein…wir werden nicht selbst zum Täter. Wir können uns anders wehren: Indem wir darüber sprechen, es öffentlich machen und anderen helfen.
Wir nehmen die Macht der Täter, indem wir sie uns zurückholen. Raus aus dem Opfer-Dasein und rein in die aktive Schöpferrolle! Ein Opfer findet sich mit der Situation ab und verharrt in ihr. Wir aber finden uns nicht länger damit ab.
Das Schlimmste was du einem Täter antun kannst, ist es nicht, wenn du ihn verprügelst oder hinter Gitter bringst – das Schlimmste ist, wenn du kein Opfer mehr bist. Denn dann bist du stark und er kann dir nichts mehr antun. (Das “er” steht für “den Täter”, impliziert aber nicht, dass es nur männliche Täter gibt – es gibt auch Weibliche.)
Du kannst für dich diesen Schritt gehen, wenn du bereit dafür bist. Das heißt nicht, dass du vergessen sollst, was passiert ist – oder dass du (jetzt) vergeben musst. Nein, es heißt nur, dass du für dich jetzt dein Leben in die Hand nimmst und dem Täter keine Macht mehr über dich gibst.
Zeig dich und sei mutig! Sprich mit anderen darüber, mach deine Geschichte öffentlich! Wir sind so viele und wir sind stark.
Es ist Zeit für eine neue Gesellschaft, ohne Missbrauch und Gewalt.
Ich habe einen Song über meine Geschichte geschrieben, um mich ein Stück davon zu befreien und auch, um anderen Betroffenen Mut zu machen.
Geh raus und sei laut! Sei unbequem und hab keine Angst! Zusammen sind wir stark!

 

Die Lyrics findet ihr hier.

Viva la Vulva Gastautorin 
Morgaine
Morgaine ist Singer-Songwriterin, Künstlerin und Aktivistin. Sie ist 26 Jahre alt, lebt in Wien und setzt sich in jeglicher Form für Frieden und
Gerechtikeit ein. Mit ihrer Musik will sie die Menschen berühren und zum Nachdenken anregen. Als Aktivistin macht sie auf Themen wie sexuelle Gewalt,
die fehlendene Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern, die Tabuisierung der Menstruation oder die sexuelle Objektifizierung des weiblichen Körpers aufmerksam. Die junge Frau hat es sich zur Aufgabe gemacht, für die Schwachen und Kleinen einzustehen und hat es geschafft, aus den ihr widerfahrenen Traumata eine Stärke zu ziehen, mit der sie anderen Menschen helfen kann.
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