Hepeating, Mensplaining und Menterupting: Warum wir Ungerechtigkeiten benennen müssen

Das Internet ist eine coole Sache. Heute habe ich auf Facebook den Begriff „hepeating“ gelernt. Geteilt wurde dieser von der Facebookseite Frauen Graz, als Teil des sogenannten „Kleinen Feminismus Lexikon.“ Der Begriff ist definiert wie folgt:

 

Hepeating bezeichnet ein Phänomen, bei dem ein Mann das gleiche wiederholt, was eine Frau vorher gesagt hat. Während das Gesagte der Frau jedoch kein Gehör findet, wird die wiederholte Meinung des Mannes angehört und für wichtig gehalten.

 

Zusätzlich zu dieser Definintion möchte erwähnt sein, dass dieses Phänomen nicht nur Frauen, sondern jede Abweichung der Norm (Norm = weiß + männlich), unterschiedlich stark betrifft.

 

Quelle: Facebook Frauen Graz

 

Ich habe diesen Facebook Post gesehen und sofort gewusst was gemeint ist. Ich wurde schon so oft “hepeated”, dass ich es nichtmal mehr zählen kann:

  • An der Uni, wenn Professor*innen Fragen gestellt haben;
  • auf Podiumsdiskussionen, bei denen dann ein anderer für die Wiederholung einer Aussage von mir, sogar Applaus erhielt;
  • in Debatten, wenn ich etwas kritisiert habe, aber erst nachdem ein Mann diese Kritik wiederholt, der Punkt als valide Kritik wahrgenommen wird;
  • am Arbeitsplatz, wenn ich eine Idee zur Umsetzung von etwas hatte, meine Idee ignoriert wird, sie später aber wieder von einem Kollegen eingebracht und händeringend angenommen wird.

 

Diese Liste könnte ich noch viel länger fortführen, aber ich bin mir sicher die meisten Leser*innen haben bereits ihre eigenen Erfahrungen mit hepating gemacht.

 

Das Wort „hepeating,“ oder zumindest die Bekanntheit des Wortes entspringt übrigens einem Tweet. Getwittert wurde dieser von Astronomin Nicole Gugliucci geprägt, deren Tweet zur Erklärung des Begriffs bislang über 63.000 Mal geteilt wurde.

 

Quelle: Twitter Account von Nicole Gugliucci

 

Ich habe den Beitrag auf meinem Facebook Account auch geteilt und habe von so vielen Freund*innen erfahren, dass ihnen ähnliche Dinge passiert sind. Natürlich wird nach dem Teilen des Postings auf meinem Profil sofort von einigen Männern beklagt, dass wir nicht noch einen überflüssigen Begriff wie mensplaining, menspreading oder menterupting brauchen.

 

Ich sage doch! Wir brauen diese Begriffe. Ich wurde in meinem Leben schon so oft hepeated, konnte aber leider dieses Problem bis heute nicht benennen und damit schlecht ansprechen. Es ist offensichtlich schwierig Probleme sichtbar zu machen, aufzuzeigen oder gar zu lösen, wenn man sie nicht benennen kann.

 

Das hier ist also eigentlich gar nicht so sehr ein Beitrag über hepeating. Dieser Blogpost ist ein Plädoyer für neue Begriffe, die Ungerechtigkeiten einen Namen geben, damit wir sie benennen können. Damit wir wissen, wir sind nicht alleine. Damit strukturelle Probleme im Patriachat ans Licht kommen. Damit wir die Ungerechtigkeiten sehen, benennen und bekämpfen können.

 

Erst unlängst gab es hier auch einen Beitrag über „stealthing.“ Das ist der Begriff für eine Form des Missbrauchs, bei der ein Sexualpartner sein Kondom heimlich und ohne Einwilligung der anderen Person entfernt und anschließend Geschlechtsverkehr ausübt.

 

Auch in diesem Fall haben wir sehr viele Nachrichten von Leser*innen erhalten, denen ähnliches passiert ist, sie es bis jetzt aber nicht benennen konnten und sich daher nicht sicher waren ob es sich überhaupt um Missbrauch handelt.

 

Es ist offensichtlich, dass es Personen gibt, die nicht wollen, dass es diese Begriffe gibt. Personen, die einen Status quo erhalten wollen. Lassen wir sie nicht damit nicht durchkommen. Nennen wir die Dinge beim Namen.

 

 

 

 

P.S.: Ein Video zum Thema Hepeating, das mir nach meinem Post geschickt wurde (Danke, Alexandra!). Ich will es euch nicht vorenthalten:

https://youtu.be/L9AtsSUaUis

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One thought on “Hepeating, Mensplaining und Menterupting: Warum wir Ungerechtigkeiten benennen müssen

  1. Mir fällt es in größeren Gruppen häufig nicht leicht, selbstsicher zu sprechen und ich kenne das hier Hepeating genannte Phänomen ebenfalls. Ich sage etwas zu leise, zu wenig bestimmt, zu wenig an alle gerichtet, jemand greift es auf und sagt es nochmals – und wird gehört. Da ich ein (weißer) Mann bin, fällt es mir nun schwer, das Phänomen in den Kontext “Mann vs Frau” zu stellen. Könnte es nicht auch bei Frauen öfters an mangelnder Präsenz in der Gruppe liegen? Wenn ich mich sicher fühle und entsprechend auftrete, passiert mir das nämlich nie.

    Dass es Hepeating als (bewusstes oder unbewusstes) Nicht-Geltenlassen von Frauen auch gibt, kann ich mir trotzdem gut vorstellen und das gehört natürlich aufgezeigt.

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