Bescheuert besteuert: Bluten bleibt in Österreich weiterhin Luxus

In Österreich werden derzeit die Steuersätze gesenkt, aber Menstruationsprodukte sind nicht dabei. Obwohl im türkis-grünen Regierungsprogramm eine “Senkung des USt-Satzes für Damenhygieneartikel” angekündigt wurde, ist unklar wann und ob eine Senkung tatsächlich umgesetzt wird.



Das Steuersystem diskriminiert Frauen*

In Österreich gibt es auf viele Produkte des täglichen Bedarfs einen ermäßigten Umsatzsteuersatz. Dieser Steuersatz, von 10-13 Prozent, gilt in Österreich unter anderem für unverarbeiteten Tabak, Kinobesuche und sogar für Schweineschmalz. Menstruationsprodukte bleiben weiterhin voll besteuert. Und das, obwohl Frauen* es sich nicht aussuchen können, ob sie Menstruationsprodukte verwenden wollen oder nicht.



Insgesamt hat eine Frau* etwa 500 Regelblutungen im Leben. Rechnet man alle Tage zusammen sind das zirka sechs Jahre. Neben Regelschmerzen bedeutet die Regel vor allem eines: Kosten. Und zwar Kosten, die nur ein Teil der Bevölkerung trägt: Frauen*.



Österreich, wir müssen reden

Abgesehen von der finanziellen Problematik ist mehr Aufklärung über die Menstruation an Österreichs Schulen eine längst überfällige Maßnahme. Leider ist Menstruation hierzulande immer noch ein Tabu-Thema und das, obwohl die öffentliche Diskussion über die Regelblutung gerade ein noch nie dagewesenes Hoch erlebt. Hofer macht Werbung zu Menstruationstassen, periodenfeste Unterwäsche erobert Instagram Feeds und Aktivistinnen* regen an, offen und frei von Scham über Menstruationsschmerzen und Regelblut zu sprechen.



Trotzdem gibt es noch immer viel zu viel Verlegenheit, Unbehagen und Scham. Das wird durch eine Studie der Erbeerwoche über den Wissensstand zur Regel in Österreich mehr als deutlich: So wissen 17% der Mädchen und jeder dritte Junge nicht, was Menstruation eigentlich bedeutet. 53% der Jungen glauben außerdem, Menstruation diene der Verhütung und rund die Hälfte der Mädchen kann mit Begriffen wie Menstruationszyklus oder Zykluslänge nichts anfangen. Bei den Jungen sind es teilweise bis zu 80%.



It’s all about priorities!

Natürlich mag es Personen geben, die behaupten wir hätten, gerade in Zeiten von Corona wichtigere Sorgen.



Doch Corona darf nicht als Ausrede dienen, Maßnahmen, die Frauen* finanziell entlasten, erstmal hinten anzustellen. Vor allem, nachdem Frauen* die Krise als Systemerhalterinnen* geschultert haben.



Damit lassen wir uns nicht abspeisen!



Mit guten Beispiel voran geht unter anderem Neuseeland. Regierungschefin Jacinda Ardern hat erst Anfang des Monats angekündigt, gratis Menstruationsprodukte für Schülerinnen zur Verfügung zu stellen. Doch auch schon vor Corona haben sich bereits viele Länder des Problems der ungerechten Besteuerung von Menstruationsprodukten angenommen: Australien, Kenia, Kanada, Irland und Indien verkaufen Tampons und Binden steuerfrei. Deutschland, Frankreich und Großbritannien haben ihre Steuern gesenkt.

Worauf wartet also Österreich noch?

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