Everybody deserves a bloody good period!

Während Menstruation für viele unter uns leider immer noch ein Tabu-Thema ist, erlebt die öffentliche Diskussion über die Regelblutung ein noch nie dagewesenes Hoch. Und das ist gut so! Neue Produkte angefangen bei Menstruationskappen bis zu Period Proof Underwear, sowie Aktivistinnen und Aktivisten im Bereich „Period Equity“ regen an endlich offen und frei von Scham über Menstruationsschmerzen, Regelblut und Tampons zu diskutieren.

Tampon Tax in Österreich

Insgesamt hat eine Frau etwa 500 Regelblutungen im Leben. Rechnet man alle Tage zusammen, an denen Frauen die Regel haben, wären es auf ein durchschnittliches Leben gerechnet zirka sechs Jahre. Sechs Jahre in denen man sicherstellen muss eine Binde oder ein Tampon bei der Hand zu haben, oder sich plagt eine „Übergangslösung“ zu finden, weil man gerade kein Tampon in der Tasche hat (und im schlimmsten aller Fälle gerade eine weiße Hose trägt).

Neben den häufig auftretenden Unterleibsschmerzen ist die Regel aber vor allem eines: teuer. Zusätzlich zu unzähligen Tabletten gegen Bauch-, Kopf- oder Rückenschmerzen benötigt eine Frau in ihrem Leben nämlich mehr als 17.000 Tampons und Binden.

Während in Österreich auf viele Produkte des täglichen Bedarfs ein ermäßigter Umsatzsteuersatz von 10-13 Prozent verrechnet wird, wie zum Beispiel für Bücher, unverarbeiteten Tabak und diverse Freizeitaktivitäten wie zum Beispiel Kino- und Zirkusbesuche, werden derzeit Monatshygieneartikel für Frauen noch immer mit einem Steuersatz von 20 % besteuert. Not so funny Funfact:

 

Ihr habt richtig gehört, eure Tampons und Binden werden höher besteuert als Tabak, Kinobesuche und Schweineschmalz.

 

Im Leben einer Frau resultiert daher ein finanzieller Aufwand, der neben einer mittelbaren fiskalischen Diskriminierung eine zusätzliche Stärkung der sozialen Ungerechtigkeit in Österreich darstellt. Wir können uns schließlich nicht aussuchen können ob wir diese Produkte verwenden wollen oder nicht.

 

Abgesehen von der finanziellen Problematik ist Aufklärung über die Menstruation der Frau eine längst überfällige Maßnahme um der gesellschaftlichen Tabuisierung entgegenzuwirken. Es ist schockierend, dass eine natürliche Körperfunktion, die mehr als die Hälfte der Bevölkerung direkt betrifft, noch immer von so viel Verlegenheit, Unbehagen und Scham besetzt wird. Diese rückständige Einstellung wird durch den aktuellen Wissensstand über die Regel in Österreich mehr als deutlich: So wissen 17% der Mädchen und jeder 3. Junge nicht, was Menstruation eigentlich bedeutet. 53% der Jungen glauben außerdem, Menstruation diene der Verhütung und rund die Hälfte der Mädchen kann mit Begriffen wie Menstruationszyklus oder Zykluslänge nichts anfangen. Bei den Jungen sind es teilweise bis zu 80%.*

 

Dass Mädchen sich mit ihren Schmerzen oft allein gelassen fühlen und Hemmungen haben, mit jemandem darüber zu sprechen, führt nicht nur zu einer Isolierung der Betroffenen. Es stellt auch einen deutlichen Einschnitt in die Lebensqualität und vor allem der schulischen Leistung dar. In der Tat, nur die wenigsten Mädchen würden sich bei massiven Regelschmerzen in der Schule einem Lehrenden anvertrauen und sogar jedes 3. Mädchen hat so starke Regelschmerzen, dass es deshalb schon einmal dem Unterricht fernbleiben musste.

 

Periods are political – Period.

Wir würden uns von der Politik in Österreich daher wünschen dass nicht nur die Tampon Tax endlich gesenkt wird, sondern dass effektiv mehr Aufklärung betrieben wird um die Menstruation der Frau endlich zu enttabuisieren.

 

Besonders in Schulen sollen sich sowohl Buben als auch Mädchen mit dem Thema intensiv auseinandersetzen, um alle notwendigen Inhalte zum Thema Menstruation und Monatshygiene vermittelt zu bekommen und Mythen aufzuklären.

 

Zusätzlich muss die Deckung an Mülleimern in allen Schulen, Unis und öffentlichen Gebäuden auf Damentoiletten verbessert werden und die Sensibilisierung von Buben und Mädchen zum Thema “Nachhaltigkeit” in die Aufklärungsdebatte inkludiert werden. Denn die umfassende Aufklärung über Menstruation soll aber nicht nur der längst fälligen gesellschaftlichen Enttabuisierung dienen, sondern auch der Nachhaltigkeit. Dass mehr als 4/5 aller Mädchen gebrauchte Hygieneprodukte anstatt im Mülleimer in der Toilette entsorgen, ist zusätzlich eine ökologische Katastrophe. Dies tun fast 20% aller österreichischen Schülerinnen aus eigener Angabe, da es keinen Mülleimer direkt neben der Toilette gäbe und 25%, da ihnen die Entsorgung in Mülleimern außerhalb des WCs peinlich wäre.* Dem wäre leicht vorzubeugen, wenn Mädchen einerseits über diese Problematik aufgeklärt würden und andererseits die gesellschaftlich bedingte Scham verlieren, ihre Hygieneartikel auch außerhalb der Toilette in einem Mülleimer zu entsorgen.

 

Es ist erfreulich und nicht abzustreiten, dass sich in der letzten Zeit viel getan hat, aber bis zum offenen und schambefreiten Zugang zum Thema Menstruation (den wir uns von Herzen wünschen) ist es noch ein langer Weg. Ein langer Weg, auf dem es jede und jeden von uns braucht um die Tabus zu brechen und laut und aufgeklärt über die Regel und alles was dazu gehört zu diskutieren.

 

*Umfrage unter 1.100 Jugendlichen zw. 13 und 17 Jahren zum Wissensstand und Einstellung rund um Menstruation und Monatshygiene 2017 durchgeführt von der Erbeerwoche

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