Vulva des Monats

Olympische Vulven des Monats

Die Olympischen Spiele in Tokio sind über die Bühne gegangen und auch dieses Mal gab es beim prestigeträchtigsten Sportevent der Welt jede Menge Jubel, Spannung und neu geschriebene Sportgeschichte. Es braucht aber nicht unbedingt eine Goldmedaille, um sich in Herzen der Zuschauer*innen zu sporteln: Diese Athletinnen begeistern auf ihre eigene Art.

Simone Biles  

Simone Biles ist der Shootingstar der internationalen Gymnastikszene und fasziniert die Welt mit ihren schwerkrafttrotzenden Turnelementen. Dementsprechend hochgeschraubt waren in Tokio die Erwartungen an die scheinbar unbesiegbare Favoritin, doch der prognostizierte Medaillenschauer blieb für die amerikanische Athletin aus. Ihrer mentalen Gesundheit zuliebe trat sie bei einem Großteil der Wettbewerbe gar nicht erst an und sendet damit eine Botschaft, die im Sport gern überhört wird: Mit seelischen Verletzungen lässt es sich genauso schlecht und gefährlich sporteln wie mit einem Kreuzbandriss.   

Das gilt auch für die vierfache Olympiasiegerin und erfolgreichste Turnweltmeisterin aller Zeiten, die einmal mehr in eine neue Rolle geschlüpft ist – vom sportlichen Wunderkind avancierte Biles zunächst zu einem der bekanntesten Gesichter der MeToo-Kampagne in den USA, nachdem die systematischen sexuellen Übergriffe gegen Biles und viele ihrer Teamkolleginnen* des Teamarztes Larry Nassar öffentlich bekannt wurden. Mit ihrem Olympia-Rückzug verkörpert sie nun für viele eine neue Generation an jungen Sportler*innen, die dem Druck von außen auch mal nachgeben kann, bevor sie daran zerbricht.  

„I am more than gymnastics“, sagt Biles. 

Für ihre Fans ist sie “The GOAT”, aber sie ist auch ein Vorbild, eine Überlebende sexueller Gewalt und –ganz einfach- ein Mensch.  

Quelle: BuzzFeed

Yusra Mardini 

Zwischen Yusra Mardini und einer Medaille lagen bei den Olympischen Spielen viele Sekunden, aber auch ohne Edelmetall war die Syrerin, die für das Refugee-Team antrat, der unangefochtene Publikumsliebling. 

Schwimmen ist für Yusra Mardini eine seit der Kindheit gehegte Leidenschaft, Olympia ein wahrgewordener Traum. Der Krieg in ihrer Heimat Syrien zwang sie als Teenagerin gemeinsam mit ihrer Schwester Sarah zur Flucht, für die beiden ging es quer durch acht Länder. Kurz vor Lesbos drohte das kleine Schlauchboot, mit dem sie Griechenland erreichen wollten, zu kentern und die vielen Nichtschwimmer*innen an Bord dem Meer zu überlassen. Über drei Stunden lang hielten die beiden Schwestern das Boot über Wasser und retteten so den anderen Flüchtlingen an Bord das Leben.  

Mit ihrer Geschichte hat Yusra Mardini bereits bei den letzten Olympischen Spielen für Schlagzeilen gesorgt – dort trat sie ebenfalls als Schwimmerin für das Refugee-Team an, um, wie sie sagt, anderen Mut zu machen, auch an ihre Träume zu glauben und sie zu verfolgen. 

Wie aus dem Flüchtlingsmädchen eine Olympia-Schwimmerin wurde, beschreibt sie in ihrem Buch „Butterfly“, für interessierte Nichtleser*innen gibt es bald eine Verfilmung auf Netflix. 

Quelle: Sportfrauen.net

Die Fahnenträgerin des Refugee-Teams hat sich in Tokio ihren olympischen Traum endgültig erfüllt, jetzt bricht sie auf zu neuen Ufern. Neben ihrer Schwimmerinnenkarriere ist Yusra nämlich auch als Good Will Ambassador des UN-Flüchtlingshilfwerks tätig, um sich für andere Flüchtlinge stark zu machen.

Anna Kiesenhofer   

Anna Kiesenhofer ist sicherlich nicht die typische Otto Normalolympiasiegerin. Das übliche Drumherum an Trainer*innen, Teamkolleg*innen und Sponsoren fehlt, denn die Niederösterreicherin fährt „nur hobbymäßig“ Rad. Vor dem Straßenrennen in Tokio glänzte sie nicht in der Favoritenrolle, ja nicht einmal als vielversprechender Underdog, sondern war bis zu ihrem unerwarteten Sieg der breiten Masse und sogar der Konkurrenz vollkommen unbekannt. Das Olympiagold im Straßenrennen ist für die Mathematikerin deswegen eine kleine Sensation. 

Sensationell ist daran nicht nur, dass Anna Kiesenhofer die erste Olympiasiegerin im Radsport für Österreich seit 1896 ist, sie beeindruckt auch mit einer ungewöhnlichen und sehr erfolgreichen Karriere als Mathematikerin – die Cambridge-Absolventin lehrt als Dozentin an der Technischen Hochschule in Lausanne, wo sich ihre Arbeit hauptsächlich um partielle Differenzialgleichungen dreht. Beruflich ist Anna Kiesenhofer also ganz der akademischen Welt verpflichtet, die Leidenschaft fürs Radfahren war bislang fürs Privatleben reserviert. 2017 wagte sie einen Ausflug in den Profisport, welcher der Einzelkämpferin Kiesenhofer aber hauptsächlich wegen des Teamverbands nicht zusagte. 

Egal ob Profi oder nicht – Anna Kiesenhofer kann sich auf jeden Fall über ihren Überraschungssieg freuen.

An dieser Stelle auch ein kleines Shoutout an ihre Schwester, die mit der Sportlerin den „glücklichsten Tag seit Wolfgang Fellner weg vom Schirm ist“ feierte. 

Gratulation!

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