Die feministischen Heldinnen meiner Kindheit

Ich glaube, es gibt in der westlichen Welt kaum ein Kind, das nicht die Disney Filme liebt, mich eingeschlossen. Ja, innerlich bin auch ich noch manchmal ein Kind, und ich lasse das Kind gerne raus: Dann schaue ich Disney Filme, singe die Texte laut mit, esse Popcorn und träume mich in die Welten von Aschenputtel, Schneewittchen, Elsa und Alice. Das sind die Heldinnen meiner Disney Filme die mich in meiner Kindheit besonders inspirierten. Aber was hat das für Effekte, wenn die Hauptinspiration als Kind Prinzessinen sind, die in tollen Kleidern auf Bällen tanzen und vermeintlich nur darauf warten, dass der Prinz kommt und sie aus dem ewigen Schlaf (Dornröschen, Schneewittchen) küsst? Ich kann es euch sagen: gute. Denn ich glaube, die meisten dieser Prinzessinnen kommunizieren Kindern (im Herzen), dass sie alles erreichen können, was sie wollen. Beispiele? Liefere ich gerne. Denn für diesen Beitrag durfte ich wieder Kind sein und mit meiner Nichte verschiedene Filme sehen, von Aschenputtel über Pocahontas bis zum letzten Alice im Wunderland Film. Fazit? Lest doch selbst 😉

 

Laughter is timeless, imagination has no age, and dreams are forever – Walt Disney

 

Grund für diese Feldforschung war übrigens ein Beitrag, der sich mehr oder weniger lächerlich über Disney Prinzessinen machte, diesen antifeministische Tendenzen unterstellte. Das kann ich auf den Heldinnen meiner Kindheit nicht sitzen lassen, denn ob es nun Mulan war oder Pocahontas mit ihrem eisernen Willen oder Elsa mit ihrer Liebe, alle haben bewiesen, was wir Frauen erreichen können. Ich möchte übrigens anmerken, dass ich nicht alle Disney Filme gesehen habe, vor allem die neueren animierten mag ich, bis auf Frozen, nicht besonders gerne. Deswegen habe ich Heldinnen wie aus Merida oder Vaiana nicht in die Liste aufgenommen, denn ich habe den einen Film nur zur Hälfte und den anderen gar nicht gesehen, da ich die Story leider gar nicht spannend fand.

 

Widmen wir uns der Prinzessin, welche in einem der ersten Disney Filme eine gar nicht mal so kleine Hauptrolle hatte: Schneewittchen. Flieht von ihrer Stiefmutter, zieht in ein Haus mit sieben Männern und pflegt sie. Ja ist denn das feministisch? Wir müssen das von vorne aufrollen. Schneewittchen wusste, ihr Leben ist in Gefahr. Anstatt nun darauf zu warten, dass sie ein Prinz rettet, nahm sie ihr Leben selbst in die Hand und floh von zu Hause. Sie entschied sich selbst zu gehen und fand Zuflucht bei sieben Zwergen. Kann man so oder so sehen, aber Fakt ist: im Film kommen zwei starke weibliche Personen zum Vorschein: Schneewittchen, mutig, selber ihr Leben in die Hand zu nehmen; und die böse Stiefmutter (wobei, ich glaube, es gibt bestimmt einen Grund, wieso sie so wurde wie sie wurde ;)). Vielleicht nicht der feministischste aller Disney Filme, aber auf jeden Fall kein antifeministischer.

 

Cinderella, oder auch Aschenputtel wie sie im deutschsprachigen Raum bekannt ist, war der zwölfte abendfüllende Film von Disney und meiner Meinung nach einer der süßesten, auch wegen der Mäuse. Auch die Geschichte von Cinderella ist uns allen geläufig… oder doch nicht? Factum est, Cinderella wollte auf den Ball. Sie bat nicht darum, dass ihr die gute Fee den Prinzen als Ehemann schenkte. Nein, sie fragte um ein Kleid und einen Abend weg von ihrer Stiefmutter und den Stiefschwestern. Das der Prinz sich dann in sie versah war nicht Part of the Game aber ein angenehmer Nebeneffekt. Ja, er befreite sie quasi aus ihrer Misere. Aber ich bin noch immer der festen Überzeugen, wäre er nicht gekommen, hätten die Mäuse mit Cinderella eine Revolution gestartet. Ihr wisst nicht, wovon ihr rede? Dann schaut euch die Filme an! Übrigens, Cinderella war als Kind eines meiner liebsten Märchen. Nur bei mir war der Prinz nicht von Bedeutung sondern ich schickte Cinderella gleich dreimal auf den Ball, immer in anderen Kleidern. Ich meine, es ging vor allem ums Kleid!

 

Einer meiner ersten Filme, den ich von Disney auf Kassette hatte, war der von Pocahontas. Ja, in meiner Kindheit waren noch Kassetten angesagt. Und schon die erste Szene, in der wir Pocahontas sehen, ist so stark, springt sie doch einfach von einer ewig hohen Klippe runter. Pocahontas ist die Tochter eines Stammesführers der Indianer und soll mit einem großen Krieger aus dem Stamm verheiratet werden. Pocahontas, wenig begeistert davon, erkundet lieber die Welt, bringt uns Umweltschutz bei und setzt sich für Pazifismus ein. Spoiler Alert: Sie heiratet nicht den großen Krieger.

 

Wenn wir schon in der Zeit der Entdeckung Amerikas waren, können wir auch gleich noch weiter zurück gehen. Nach China. Und zu Mulan, welche sich besonders hübsch machen soll, soll sie doch eine angesehen Braut hermachen. Tollpatschig und eigensinnig macht sie das nicht. Stattdessen zieht sie statt ihrem Vater (dieser ist alt und gebrechlich), als Mann verkleidet, in den Krieg gegen die Hunnen, bewahrt ihre Truppe einfach so vor einer Attacke durch die Hunnen und rettet als Draufgabe noch den Kaiser von China vor einem Mordattentat. Für mich war das sehr lange Zeit einer der tollsten Filme, denn hier sehen wir eine starke Frau, die am Ende zwar auch ihren Prinzen findet, aber den ganzen Film geht es um sie als starke Frau, die nicht einfach so verheiratet werden will. Go Girl!

 

Bild Quelle

Mein persönlicher Hero ist aber Lilo. Lilo aus Lilo und Stitch. Ja, dieses kleine Mädchen mit der großen Nase und einem Alien als Hund. Wieso sie? Sie ist doch ein Kind, was kann die schon feministisches machen? Na gut, vielleicht nicht feministisch im eigentlich Sinn. Aber wisst ihr, was ich an ihr bewundere und auf was wir als emanzipierte Frauen auch viel mehr Wert legen sollten? Uns sollte es egal sein, was andere von uns halten. Lilo ist das, denn sie holt sich einen Hund, der eigentlich ein Alien ist, wirklich auch so ausschaut und eigentlich sich benimmt wie ein Elefant im Porzellanladen. Und doch bleibt sie bei ihrer Entscheidung, steht dazu, dass sie nun mal diesen Hund haben will und ist eigentlich ein richtiges Badass girl. Mehr Lilos sage ich da nur <3

 

Lilo hätte doch auch Let it go sagen können. So wie Elsa. Nur sang diese Let it go als Befreiung, nun konnte sie endlich so sein, wie sie wirklich wahr, mit ihren eisigen Kräfte. Einige interpretieren dieses Lied ja als Quasi Outing von Elsa und sehen in ihr die erste homosexuelle Prinzessin. Ich kann dieser Theorie recht wenig abgewinnen, einfach weil Elsa in ihren Handlungen keinerlei Hinweise auf ihre sexuelle Orientierung liefert (es wäre sehr sexistisch zu behaupten, nur weil sie xy macht, ist sie lesbisch; sie redet NIE über ihre sexuelle Orientierung!). Am Ende lernt sie, ihre eisigen Kräfte zu akzeptieren und rettet sogar ihre Schwester. Was wir von ihr lernen können? Wir sind so in Ordnung wie wir sind, wir müssen uns nicht ändern, um anderen zu gefallen.

 

Aber welche Prinzessin ist nun auch eine Königin? Keine Prinzessin, sondern eine Bürgerliche. Bürgerliche? Alles hängt eigentlich mit Alice im Wunderland zusammen. Oder eigentlich dem zweiten Disney Film von Alice mit echten Menschen. Ich muss gestehen, ich habe den Film aus Versehen geschaut, denn eigentlich wollte ich mit meiner Nichte Alice im Wunderland sehen, aber durch ein Versehen meinerseits haben wir dann „Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln“ geschaut. Alice ist in diesem Film Kapitänin eines Schiffes. Mehr möchte ich eigentlich nicht verraten, denn die Story im Film ist wirklich schön. Aber irgendwann wird sie eben dafür kritisiert, dass sie als Frau ein Schiff hat und was sagt sie darauf: Wieso soll eine Frau das nicht können? So oder so was in der Art. Eigentlich ist mir eher im Kopf geblieben, dass meine Nichte daraufhin lautstark erklärt hat, dass eine Frau alles erreichen kann, was sie will. Und ja, sie kann auch Kapitänin eines Schiffes sein. Meine Nichte, damals noch 6 Jahre alt, hat einfach so viele Vorurteile gegenüber Frauen, sie seien doch schwach etc. mit einem einzigen Satz zerstört. Ja, wir Frauen können alles erreichen, wenn wir das wollen und können alles werden, was wir wollen. Wie sie, deren Lieblingsfarbe rosa ist, die meinen Kleiderschrank bewundert, mehr Barbies als ich hat, gesagt hat, habe ich mir gedacht: Ja, sie wird alles werden können. Denn dieses Mädchen, dass so vielen „Stereotypen“ (seid übrigens bezüglich dem gespannt, wir Mädels haben uns einen Beitrag zu „Aber Feministinnen sind nicht …“ überlegt) entspricht, erklärt jedem Menschen in dieser Welt ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, dass Frauen alles werden können.

 

Die Krone unter all den Disney Prinzessinnen geht an meine Nichte und all die anderen Mädchen und Frauen, die den Mut von Mulan, die Sturheit von Lilo, die Kraft von Elsa, den Willen von Pocahontas, die Hoffnung von Cinderella und den Überlebenswillen von Schneewittchen haben. Denn diese sind die echten Königinnen von Disney und verbreiten die Botschaft des Feminismus.

 

Walt Disney hat es vielleicht nicht beabsichtigt oder gewollt, aber er ist wohl verantwortlich dafür, dass es sehr viele junge Frauen gibt, die ihren Träumen nachgehen und wissen, sie können alles schaffen, was sie sich vornehmen.

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